Zehn Fragen an Norbert Nikolai

Pastor Norbert Nikolai kam am 1. Mai 2020 wegen der Corona-Krise von seinem Einsatzort in der peruanischen Hauptstadt Lima nach Hattingen.
In der Pfarrei St. Peter und Paul unterstützte er seitdem das Pastoralteam. Beim Fronleichnamsgottesdienst am Donnerstag, 3. Juni, wird er offiziell verabschiedet.
Im August geht er dann nach einem längeren Urlaub zurück nach Peru.
Mit Antworten auf zehn Fragen blickt er auf ein Jahr Hattingen und erzählt, was er sich für die Zukunft erhofft.

Hattingen war für mich vor meiner Tätigkeit hier …
… bekannt, da ich mit meinen Kochkollegen von Haus Waldesruh „Borgböhmer“ in Bochum nach der Arbeit immer zum Altstadtfest gefahren bin. Dann habe ich meinem Freund Klaus Kleffner, der in Hattingen 1999 Kaplan wurde, meine Möbel geliehen, als ich für fünf Jahre nach Peru ging. Zweimal habe ich außerdem früher schon über meine Peru-Erfahrungen in Vorträgen und Gottesdiensten in St. Peter und Paul berichtet.

Hattingen ist nach dem Jahr für mich …
... noch etwas vertrauter geworden. Auch wenn Corona nicht viele Begegnungen zuließ, hat die Stadt für mich viele Gesichter bekommen. Besonders auch außerhalb der Kirche.

Die Pfarrei in Hattingen habe ich empfunden als …
… zerklüftet zwischen Flusstal und Hügel. Auch wenn die räumlichen Entfernungen der Kirchorte bei weitem nicht an die Distanzen in meiner Berggemeinde in den Anden herankommen, wo ich Tage mit dem Maultier unterwegs war, so sind die Herzen und Gewohnheiten der Gläubigen meilenweit entfernt voneinander.

In der Pfarrei in Hattingen hinterlasse ich …
… Menschen, die meine Art als anfragend oder erfrischend erlebt haben und mich durch ihr Mittun, aber auch durch ihre passive Ideenlosigkeit inspiriert haben. Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche, die über ein Jahr nicht von Herzen ihren Glauben singen konnten und denen ich von meiner Hoffnung singen durfte.

Der Abschied wird für mich …
… ein Leichtes sein, weil all die Abstandsregeln mich nicht wirklich haben ankommen lassen, was ja auch nie das Ziel meines zeitlichen Refugiums war. Meine Sehnsucht, nun endlich in den Anden mit der Sozialpastoral zu beginnen, ist groß. Zugleich ist meine Dankbarkeit in Hattingen von einem super Pastoralteam, tollen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und Ehrenamtlichen und dankbaren Gläubigen aufgenommen worden zu sein, unendlich.

Hattingen wird danach für mich …
… zu einem Lernort und Trainigs-Camp, in dem ich mit neuem Handwerkszeug für die digitale Vernetzung in Kirche kreativ sein durfte und 40 Kilo abgenommen habe. Ein Ort, wo ich jetzt Freunde und Freundinnen habe und an den es sich lohnt, immer wieder zurückzukommen.

Am meisten vermisst an Peru habe ich …
… die Spontaneität, um Ideen umzusetzen, die Freude in der Liturgie und die Bereitschaft vieler Jugendlicher, ihren Glaube zu leben. Mein Netzwerk an Freundschaften, die Umarmungen, meine Wohnung und die Weite der Landschaft.

In Peru hoffe ich …
… an Altes anknüpfen zu können und Neues entwickeln zu dürfen. Mit dem Auto nicht die Berge runter zu fallen, die Arbeit der Caritas zu vernetzen und auch mit eher konservativen Priestern in Dialog zu treten. Mein Gewicht halten zu können und gesund zu bleiben. Mit den Hattingern und Hattingerinnen über meine jährlichen Rundbriefe verbunden zu bleiben. Man kann sie bei mir per Post oder Mail abonnieren: nikolainn@gmx.net

Wenn die Pandemie vorbei ist, …
… hole ich nix nach, was ich nicht schon immer gelebt habe. Ich will Gott weiter in den Menschen am Rande suchen und mich durch sie verändern lassen.

Ich lasse da …
… und nehme zugleich mit: den folgenden biblischen Satz im Nachklang zu Pfingsten und hoffentlich bald auch im Nachklang zur Pandemie: Ezechiel 37,9b „Geist, komm herbei von den vier Winden! Hauch diese Erschlagenen an, damit sie lebendig werden!“ Ich wünsche uns allen, dass Gottes Geist uns zum Leben befreit!

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